Im ILS-Forum wurde über obiges Bild rechts spekuliert, ob es ein Fake ist oder oder ob die Spiegelung in der Pfütze echt ist. Das Bild ist echt! Um herauszufinden, ob es mir gelingt, diese Spiegelung mit einer Bildverarbeitung nachzuahmen, hab ich mich an die Arbeit gemacht. Die linke Bildhälfte ist das Resultat meiner Bemühungen. Wer sieht einen Unterschied?
Wenn man die Bilder übereinander legt und zwischen den beiden Varianten hin und her schalten kann, sieht man, dass das Spiegelbild des Originales nicht mit dem Spiegelbild des Fake zur Deckung gebracht werden kann. Das Original-Spiegelbild hat eine leicht andere Perspektive! Es erscheit von weiter unten aufgenommen.
Am Original kann man an wenigen Details erkennen, dass es kein Bildbearbeitungstrick ist. Am deutlichsten sieht man es am Tower hinter dem Vorderrad: er erscheint in der Spiegelung mehr verdeckt, als darüber. Noch bedeutsamer ist das kleine Highlight an der Nasenspitze des Flugzeugs in der Wasserspiegelung! Diese kommt durch die andere Perspektive der Spiegelung zu stande und wird eventuell durch den Polarisationseffekt der Spiegelung noch verstärkt.
Ich hatte den Vorteil, dass ich eine echte Vorlage hatte. So konnte ich solange probieren, bis der Fake dem Original so ähnlich wie möglich wird. Würde kein Original zur Verfügung stehen, wüsste ich nicht, wie die Pfütze die Spiegelung optisch verändert.
Zunächst hab ich die obere Bildhälfte ausgeschnitten, horizontal gespiegelt und dann diesen Teil so genau wie möglich über das echte Spiegelbild gelegt. Dazu hab ich mein Fake-Spiegelbild halbtransparent gemacht, sodass ich es genau positionieren konnte. Naja, genau ist nicht möglich, da das Original eine etwas andere Perspektive hat, als der Fake. Dies ist der Beweis, dass es sich beim Original nicht um einen Fake handelt!
Danach hab ich Teile des Fake-Spiegelbildes wegretuschiert, um die Konturen der Pfütze zu erhalten. Der Flugi steht ja nicht in einem See. Nun musste ich noch die Unschärfe und die Helligkeits-/Kontraständerung hinkriegen. Das war gar nicht so einfach. Es zeigte sich, dass die Unschärfe unten grösser als oben ist und ebenso die Helligkeit. Ich machte also eine zusätzliche Kopie des Fake-Spiegelbildes. Die eine Kopie machte ich mit Bewegungs-Unschärfe mehr unscharf als die andere. Ebenso machte ich das eine Bild dunkler als das andere. Dann hab ich eine Überblendung von unten nach oben gemacht, sodass das vom dünkleren unschärferen Bild in das helle schärfere Bild von unten nach oben geblendet wurde.
Das Resultat war noch nicht ganz zufrieden stellen. Der Himmel stimmte zwar ziemlich perfekt mit dem Originial überein, aber das Flugzeug war im Original viel intensiver und kontrastreicher. Dies kommt daher, dass das Wasser das Licht polarisiert. Und da der Himmel ebenfalls Licht polarisiert, wird in Wirklichkeit der Himmel vom Wasser mehr verdunkelt, als das nur einmal polarisierte Flugzeug. Diesen Effekt könnte ich nur durch maskieren des Flugzeugs und separates einstellen annähern. Das hab ich aber nicht gemacht.
Mit mehr Mühe hätte ich den Fake noch besser machen können: Ich hätte das Spiegelbild noch etwas verzerren können, so dass das gespiegelte Flugzeug scheinbar eine etwas andere Perspektive aufweisen würde. Den gespiegelten Tower hätte ich noch ausschneiden und etwas verschieben können, sodass auch diese verräterische Spur verschwinden würde.
Quintessenz: Mit genug Wissen um Perspektive und Spiegelungen und mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm könnte man einen Fake erstellen, der nur noch von Profis als solcher erkannt werden könnte.
Bild mit freundlicher Genehmigung des Fotographen Andrew Hutchings.